Den heutigen Newsletter habe ich mit dieser markigen Frage begonnen und möchte mich nun aber im gleichen Atemzug davon verabschieden, den tiefen Buzzword-Graben zwischen der „arbeitswütigen“ Boomer-Generation und der „arbeitsfaulen“ GenZ noch tiefer werden zu lassen.
Aber schauen wir uns doch zunächst einmal die heutige Frage an:
„Wie kann ich als Führungskraft die Zusammenarbeit zwischen den Generationen aktiv gestalten, um den Austausch von Wissen und Erfahrung zu fördern und von der Diversität der Perspektiven zu profitieren?
Das ist tatsächlich eine spannende Frage und wenn wir uns die Menge der Fachliteratur anschauen, die sich dem generationenübergreifenden Arbeiten widmet, dann ist es auch eine sehr aktuelle Frage. Tatsächlich arbeiten bis zu fünf Generationen in einem Unternehmen. Dabei bringt jede Generation ihre eigenen Erfahrungen und einen damit verbundenen Wertekanon mit sich. Die Übergänge sind fließend und jeder Mensch tickt anders, aber man bemerkt doch Unterschiede. Was für viele ältere Mitarbeitende noch ganz klar gesetzt war, wird heute von der jungen Generation in Frage gestellt – und das ist gut so.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass sich Unternehmen kein Generationenbashing wünschen. Sie setzen sich im besten Fall zum Ziel, den intergenerationellen Wissenstransfer zu gewährleisten und die Innovationsfähigkeit der Organisation zu stärken. Dafür braucht es aus meiner Sicht vor allem gegenseitiges Verständnis.
→ Es braucht die Wertschätzung für die langjährige Tätigkeit und das enorme Wissen von älteren Mitarbeitenden.
→ Genauso braucht es aber auch die Anerkennung der Persönlichkeitsentwicklung und neuer gesellschaftlicher Entwicklungen, die junge Menschen antreiben und antreibt.
Zwischen diesen beiden Polen gilt es Gemeinsamkeiten zu finden, die eine gute Zusammenarbeit im Team ermöglichen. Und über allen stehen die Werte und Ziele der Organisation, die generationenübergreifend angestrebt werden – eben vielleicht nur auf unterschiedlichen Wegen.
Was braucht es auf der Organisationsebene?
Ein gutes Miteinander zwischen den Generationen kann strukturell gefördert werden.
Dabei sind drei Punkte wichtig und aus meiner Erfahrung erfolgversprechend:
→ Flexible Arbeitsmodelle
Menschen unterschiedlichen Alters bewegen sich auch in unterschiedlichen Arbeitsphasen. Indem Unternehmen Modelle wie Teilzeit, Jobsharing und Homeoffice anbieten, werden sie den Bedürfnissen von jungen wie älteren Mitarbeitenden gerecht.
→ Wertschätzende Unternehmenskultur
Ein erfolgreiches Unternehmen hat immer eine Vision, eine partizipative Organisations- und Arbeitskultur, die den Rahmen für ein respektvolles Miteinander setzt. Die Profitmaximierung ist hier nur wichtiger Side-Effect.
→ Mentoring und Tandem-Programme
Daran anknüpfend kann es innerhalb des Unternehmens Angebote geben, die das Bewusstsein für Altersdiversität schärfen. Ich denke da sofort an die Landesbank Baden-Württemberg, die mit dem interaktiven Veranstaltungsformat „Wissensforum Vielfalt“ eine Plattform für den Austausch zwischen den Generationen geschaffen hat. (Leider weiß ich nichts Konkretes über den Impact, kann dazu jemand etwas berichten?) Eine andere Möglichkeit ist das Reverse Mentoring, bei dem die älteren Mitarbeitenden von den Jüngeren lernen.
Im besten Fall entsteht durch solche wiederkehrenden und fest im Unternehmen verankerten Angebote eine unternehmensinterne Weiterbildungskultur im Sinne einer lernenden Organisationen.
Und was kannst du als Führungskraft tun?
Kommen wir nun zu der spannendsten Frage: Was kannst du als Führungskraft ganz konkret machen, um aufkommende Generationenkonflikte zu entschärfen oder sie vorzubeugen?
Ich denke, dass es vor allem wichtig ist, offen für neue Perspektiven zu bleiben. Beobachte, welche Dynamiken es in deinem Team gibt und wie du diese „führen“ kannst.
→ So kann es sein, dass du deine Führungstechnik individuell anpassen musst. Denn während ältere Mitarbeitende oftmals an hierarchische Entscheidungsprozesse gewöhnt sind, fordern viele junge Mitarbeitende einen partizipativen Arbeitsstil. Das kann dazu führen, dass du Manfred mehr Aufgaben delegieren musst, während du bei Laura weißt, dass sie ihr Projekt selbstorganisiert und quasi im Alleingang bestreitet.
→Als Führungskraft bist du ein Coach, der einen offenen Austausch ermöglicht, um Potenziale im Team miteinander zu verknüpfen. Dafür kannst du neben einem gemütlichen Lunch & Learn auch den regelmäßigen Walk to Talk anbieten. Hier ist der Raum, um sich gegenseitig verstehen zu lernen, aber auch Gemeinsamkeiten zu entdecken.
→Und was du als Führungskraft nicht vergessen solltest, ist die Hardware: Junge Mitarbeitende gehen in der Regel sicherer mit neuen Technologien um, während sich ältere Kollegen schwer damit tun. Hier kannst du im Kleinen wirken, in dem beispielsweise in einem Reverse Mentoring ältere Mitarbeitende von den Jungen lernen, wie es am Besten mit der Technik klappt.
Fassen wir also noch einmal zusammen.
Ein gutes generationenübergreifendes Arbeiten basiert auf:
→ psychologischer Sicherheit
→ gemeinsame Werte innerhalb einer Unternehmenskultur
→ technologische Kompetenzen aller Mitarbeitenden
→ Wissensmanagement durch Mentoring- und Tandemprogramme
Als Führungskraft bringst du diese Zutaten in dein Team ein und bietest jedem Mitarbeitenden die Chance, sich individuell einzubringen und jeweils gemäß seinen Kompetenzen weiterzuentwickeln.
Was sind deine Erfahrungen als Führungskraft: Wo liegen die Hebel für ein gutes Miteinander und auf was sollten wir mehr achten? Ich freue mich auf dein Feedback in den Kommentaren.🙏🏻
Vielen Dank für diese schöne Frage! Wenn auch du eine Frage im Führungskontext hast, dann stelle sie mir gern hier anonym.
Euch einen schönen goldenen Herbst und bis zum nächsten Mal!🎃🍁🌻