Ich hoffe, ihr seid gut in den November gestartet, mit dem unerwartet schnell die Dunkelheit einsetzte. Aber die dunkle Jahreszeit ist auch die Zeit der Besinnung und des Rückzugs, auf die ich mich sehr freue. Wie geht es euch damit?
Kommen wir zu unserer heutigen Frage:
"Wie schaffe ich es, mein Team empathisch zu führen und gleichzeitig konsequent klare Erwartungen und Ziele zu setzen, ohne als zu streng oder zu nachgiebig wahrgenommen zu werden?"
Hinter dieser Frage steht ein Vorfall, den ich kurz schildern möchte:
Eine Führungskraft erzählte von einer Mitarbeiterin, die über mehrere Wochen hinweg vereinbarte Fristen nicht einhielt. Auf das Problem angesprochen, äußerte die Mitarbeiterin Überarbeitung und Druck. Die Führungskraft zeigte Verständnis, schichtete Aufgaben um, verteilte sie im Team neu und half sogar selbst aus.
Leider führte das nicht zu einer Verbesserung der Situation. Vielmehr kippte die Stimmung im Team: Die Führungskraft wurde von ihrem Team als zu nachgiebig wahrgenommen, erzählte mir die Fragenstellerin und das Team hätte das Vertrauen in sie ein Stück weit verloren.
Das Dilemma der Führungskraft
Die Fragestellerin steht vor einem inneren Konflikt: Einerseits möchte sie emphatisch und unterstützend sein, andererseits verlangt die Stabilität und Performance des Teams eine konsequente Führung.
Als Coach für Führungskräfte begegnen mir solche Situationen häufig – und ich weiß, wie herausfordernd der Balanceakt zwischen Empathie und Konsequenz sein kann.
Viele glauben, diese beiden Qualitäten schließen sich aus. Doch das Gegenteil ist der Fall: Empathie und Konsequenz ergänzen sich und bilden gemeinsam die Basis für eine gesunde Teamkultur.
Wenn du dich als Führungskraft in einer solchen Situation befindest, dann suche zuallererst das Gespräch mit dem Mitarbeitenden. Lasse dir genau die Situation schildern und überlegt anschließend gemeinsam, wie die Fristen in Zukunft gehalten werden können. Mache dabei deutlich, dass es sich dabei um eine klare Vereinbarung handelt, die die Person einzuhalten hat.
So haben wir es auch im Einzelcoaching der Fragestellerin besprochen und sie ist gut damit gefahren.
Finde die Balance zwischen der Botschaft „Ich sehe dich“ und dem Treffen von klaren Vereinbarungen.
Damit gibst du dem Mitarbeitenden ein sicheres Gefühl, so dass er sich bei Schwierigkeiten und Fragen vertrauensvoll an dich wendet. Du machst aber auch deutlich, dass es Ziele gibt, die ihr gemeinsam als Team erreichen möchtet und er/sie den Teil dazu beitragen muss.
Aus dieser Perspektive hinaus würde ich sagen, dass Empathie und Konsequenz sich sogar gegenseitig bedingen. Denn gute Ergebnisse sind da zu finden, wo ambitionierte Erwartungen und hohe Standards auf eine respektvolle und psychologisch sichere Unternehmenskultur treffen.
6 Schritte, die du in solchen Situationen anwenden kannst:
1. Innere Klarheit gewinnen
Empathie bedeutet nicht Nachgiebigkeit, und Konsequenz ist keine unnachgiebige Strenge. Stattdessen beruhen beide Qualitäten auf einem klaren Wertefundament, das dir als Kompass dient und deinem Team Orientierung gibt.
2. Konstruktive Gespräche führen
Suche das Gespräch mit der Mitarbeiterin. Lass dir die Herausforderungen schildern und erarbeitet gemeinsam einen realistischen Plan, wie Fristen in Zukunft eingehalten werden können. Dabei ist es wichtig, klare Erwartungen zu formulieren – freundlich, aber verbindlich.
3. Das Team einbeziehen
Nutze die Gelegenheit, die Perspektive deines Teams einzunehmen. Wie wirkt sich die Situation auf die anderen Mitglieder aus? Klare Kommunikation hilft, Spannungen zu reduzieren und das Vertrauen in dich als Führungskraft zu stärken.
4. Grenzen setzen und halten
Empathie bedeutet auch, Grenzen zu ziehen. Schaffe ein Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz, um sowohl das Team als auch dich selbst zu schützen.
5. Feedback als Werkzeug nutzen
Bitte aktiv um Feedback – zu deiner Kommunikation, deinem Führungsstil und der Teamkultur. Dies zeigt nicht nur deine Offenheit, sondern stärkt auch die Lernkultur im Team.
6. Selbstreflexion fördern
Frage dich: Welche Emotionen lösen solche Situationen in mir aus? Wie wirke ich auf andere? Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen unterstützt dich dabei, bewusste und ausgewogene Entscheidungen zu treffen.
Empathie und Konsequenz: Ein starkes Duo
In meinem Coaching arbeite ich mit Führungskräften daran, diese Balance zu finden. Denn gute Führung ist keine festgelegte Formel, sondern ein dynamisches Zusammenspiel aus unterschiedlichen Ansätzen und Fähigkeiten.
Sie erfordert eine flexible Balance zwischen Rationalität und Empathie, Struktur und Anpassungsfähigkeit – immer abgestimmt auf die jeweiligen Menschen und Situationen.
Teams, die sich wertgeschätzt fühlen und gleichzeitig klare Orientierung erhalten, sind nicht nur zufriedener, sondern auch leistungsfähiger.
Wenn du für dich oder dein Team Unterstützung suchst, schreib mir gerne.
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Bis zum nächsten Mal!